Teresa Berganza
Lustig, unverschämt, lebhaft, voller Leidenschaft sind lauter Attribute, die oft mit der Person der großen, spanischen Mezzo-Sopranistin assoziiert werden. Teresa Berganza ist lebenslustig, mag die Menschen und erst recht die Komponisten. „Mozart ist mein Messias“, sagt sie, „es macht mir nichts aus, wenn man mich für eine Mystikerin hält, mein Vorname hat wohl etwas zu sagen!" Aber Mozart und Rossini waren ihre größten Lehrmeister. Vom Ersteren hat sie Stil und Ergriffenheit erlernt, vom Letzteren Technik und Tempo. Entdeckt wird sie im Jahre 1957 in Aix-en-Provence bei einer denkwürdigen Cosi fan tutte Aufführung zusammen mit Teresa Stich-Randall und Luigi Alva unter der Leitung von Hans Rosbaud.
Ihre Karriere startet wie ein Blitz. Ein Jahr später tritt sie in der Scala auf, dann in Glyndebourne, Covent-Garden, Chicago, Buenos-Aires, Paris. Die charmante junge Frau mit der frischen Stimme, die sich neben den größten Namen auf der Bühne zu Hause fühlt, erntet überall viel Applaus, auch wenn man sie in Wien und in London ein wenig von oben herab betrachtet, als käme sie aus einem Land mit rohen Sitten. Der Grund liegt darin, dass das von Franco regierte Spanien ein armes, isoliertes Land ist und gerade erst mal die Rationierungen eingestellt hat.
Sie singt hintereinander eine ganze Reihe von Rollen, Rosina im Barbier von Sevilla, Cherubino in der Hochzeit des Figaro, Octavia in der Krönung der Poppea, Ruggiero in Alcina. Sie macht erste Platteneinspielungen. Im Jahre 1961 lernt sie bei den Aufnahmen für Manuel de Fallas Dreispitz Ernest Ansermet kennen, der die Uraufführung mit den Ballets Russes dirigiert hatte. Sie beginnt eine Freundschaft mit dem jungen Claudio Abbado, der auch gerade seine steile Karriere gestartet hat. Gemeinsam werden sie dann viele unvergessliche Erlebnisse an den Theaterhäusern und in den Plattenstudios feiern. Sie bringen zusammen berühmte Platten heraus, deren Erfolg nie abflaute: Der Barbier von Sevilla und La Cenerentola (Rossini) im Jahre 1972, sowie Carmen (Bizet) im Jahre 1977, Ergebnis einer bemerkenswerten Produktion beim Festival in Edinburgh. Diese Rolle, die sie zum ersten Mal singt und gleichzeitig einspielt, wird sie nie mehr loswerden, sodass es sie ärgert, weil dadurch alles andere anscheinend vergessen wird. Ihre Carmen ist nämlich ein absoluter Richtwert, was die Stimme betrifft, aber Berganza hat diese Figur auch von allem spanisch wirkenden Kitsch erlöst und sie zu einer edlen und stolzen Frau gemacht. „Mérimée und Bizet wollten meinem Land auf stilvolle und würdevolle Art die Ehre erweisen", sagt sie.
Mit der gleichen Würde hat Teresa Berganza auch zahlreiche Zarzuelas gesungen, diese in der Nähe von Madrid entstandenen Singspiele, über die nur allzu oft außerhalb des Landes gelästert wird, wo doch Teresa Berganzas Meinung nach manche tausendmal wertvoller sind als eine von Donizettis Opern. Barbieri, Chueca, Chapi, Bretón, Giménez, Vives oder Torroba sind die großen Zarzuela-Komponisten.
Teresa Berganza hinterlässt eine recht umfangreiche Diskografie, die nach wie vor bei den besten Labels erhältlich ist. Sie ist auch eine mit dem spanischen Repertoire sehr vertraute Künstlerin, denn sie hat zusammen mit ihrem Ehemann, dem Pianisten Felix Lavilla, zahlreiche Einspielungen gemacht. Teresa Berganza hat sich nunmehr von der Bühne verabschiedet, um sich mit gewohnter Leidenschaft dem Unterrichten zu widmen. Im Jahre 2013 hatte sie dem Entwurf für das von Olivier Bellamy veröffentlichte Buch zugestimmt: Un Monde habité par le chant ("Eine vom Gesang besessene Welt"). Sie erzählt darin ihr Leben auf sowohl ehrliche als auch herzliche Art und Weise.
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