Fantan Mojah
"Wenn es nichts kostet, den Herrn zu preisen: Warum es dann nicht einfach tun?" Eine wahrhaft schwäbische Herangehensweise hat sich Fantan Mojah erwählt, um seine Botschaft unter die Menschen zu bringen. Mit seinem Debüt-Album "Hail The King" sichert er sich einen festen Platz in der Modern Roots-Szene.
Die Geschichte des Mannes, den man bei Live-Auftritten so gut wie nie ohne seinen Rucksack antrifft, beginnt Mitte der 70er Jahre im Süden Jamaikas: Owen Moncrieffe erblickt das Licht der Welt im ländlichen Parish St. Elisabeth. Hier wird das afrikanische Erbe gepflegt, was sich in Kultur und Musik spiegelt.
Owen entstammt einer christlichen Familie. Schon früh entdeckt er im Gesang ein Ventil und tritt bereits mit neun Jahren bei Konzerten in der Umgebung auf. Die Beziehung zu seinen Eltern bekommt den ersten Knacks, als er sich wenig später weigert, weiterhin mit in die Kirche zu gehen.
"Meine Mutter fand, dass ich immer nur Ärger gemacht habe", offenbart er im Gespräch mit dem Magazin Riddim. "Also bin ich abgehauen. Als Kind hatte ich bereits meinen eigenen Kopf und war es leid, ständig Prügel zu beziehen."
Die Herumtreiberei zwischen Bühne, Straße und Großmutter tut auch der schulischen Laufbahn nicht gut: In der achten Klasse setzt man den Schüler, der ohnehin nichts als eine Gesangskarriere im Kopf hat, vor die Tür.
1993 vollzieht Owen den logischen Schritt: Er zieht in die Hauptstadt Kingston, wo er sich bei einer Tante einquartiert, und heuert als Mädchen für alles beim Kilamanjaro Soundsystem an, wo er sich gelegentlich, bei Soundchecks oder zu später Stunde, selbst am Mikrofon versuchen darf.
Tagsüber verdingt er sich als Bäcker, später als Kanalarbeiter und Gelegenheits-Handwerker: "Es ist mir egal welche Arbeit ich mache, Hauptsache ich bestehle niemanden. Wenn es um Arbeit geht ... Ich kann alles. Später habe ich mir einen Rasenmäher zugelegt und immer wenn mich der Hunger plagte, bin ich losgezogen und habe anderen Leuten den Rasen gemäht."
In Anlehnung an Bounty Killer verpasst sich Owen zunächst den Alias Mad Killer und spuckt durchaus gewalttätige Texte. Erst später verschieben sich seine Prioritäten in die Conscious-Richtung. Die Begegnung mit Capleton, der ihn um 1997 rum unter seine Fittiche nimmt, trägt dazu wesentlich bei.
Aus Mad Killer wird Phantom, später - auf Anraten Capletons, der entschieden für einen spirituelleren Namen plädiert, Fantan Mojah, "Mi fans stand wit me and more Jah" Seiner Tante missfällt jedoch Fantans offene Hinwendung zum Rastafari-Glauben. Sie setzt ihn auf die Straße.
Fantan Mojah hält sich mit verschiedenen Jobs über Wasser, tritt zu jeder sich bietenden Gelegenheit auf, singt über populäre Riddims und macht sich mit seinen positiven, niemals frauenverachtenden Lyrics einen Namen. Sein Style verschmilzt seine ländliche Herkunft mit Härte und Brutalität des Großstadtlebens, wie er es in Kingston kennen gelernt hat.
Ende der 90er Jahre nimmt er diverse Singles auf. Die meisten werden jedoch nie veröffentlicht. Das ändert sich erst, als er bei Down Sound Productions unterkommt. Dessen Inhaber hatte angeblich eine göttliche Eingebung: Im Traum erschien ihm Haile Selassie und befahl, künftig heilsbringendere Musik zu veröffentlichen.
Fantan Mojah erscheint da als genau der richtige Mann für die inhaltliche Neuausrichtung: Er landet mit "Hungry", einer Hymne für die Armen, den ersten Hit. Der Tune führt wochenlang die jamaikanischen Charts an.
Das zugehörige Album "Hail The King", das unter anderem eine Kollaboration mit dem zu diesem Zeitpunkt inhaftierten Jah Cure birgt, avanciert zu einer der meist diskutierten Reggae-Veröffentlichungen des Jahres 2005.
Auch in den Folgejahren wird Fantan Mojah seiner Selbsteinschätzung voll gerecht: " Me full a vibes, man!" Er tourt durch die Karibik, Nordamerika und Europa, veröffentlicht fleißig weiter und steht auf den Bühnen nahezu aller wichtigen Festivals des Genres.
Ausgerüstet mit seinem Rucksack, versteht sich. Was darin wohl stecken mag? "Da ist nichts als Liebe drin. Und wenn ich ihn aufmache, strömt reine Liebe heraus."
© Laut
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