Vor 30 Jahren, am 2. März 1991, ist Serge Gainsbourg verstorben. Aus diesem Anlass werfen wir einen Blick zurück auf die einzigartige Entstehung und Geschichte von der „Histoire de Melody Nelson“ (Die Geschichte von Melody Nelson), eines seiner wichtigsten Alben, das er zusammen mit Jean-Claude Vannier Anfang der siebziger Jahre entworfen hatte und das am 24 März 2021 seinen 50. Geburtstag feiert.

Histoire de Melody Nelson ist vor allem der Höhepunkt eines ungewöhnlichen, von Serge Gainsbourg und Jean-Claude Vannier gebildeten Tandems. Seit etwa zehn Jahren ist bekannt, welche Rolle in Wirklichkeit die Arrangeure im Werk desjenigen gespielt haben, dem wir La Javanaise und Je t’aime, moi non plus zu verdanken haben: In zahlreichen Fällen komponierten diese Männer im Hintergrund schlicht und einfach einen Teil davon, oder sogar alles. Zu den fleißigsten Arrangeuren sind Alain Goraguer (von 1958 bis 1964), Michel Colombier (von 1964 bis 1969), Jean-Pierre Sabar (von 1975 bis 1981) und auch Jean-Claude Vannier (von 1969 bis 1973) zu zählen. Letzterer ist in den sechziger Jahren Assistent in den Pathé Marconi Studios, dann wird er mit Johnny Hallydays Que je t’aime und Michel Polnareffs Tous les bateaux, tous les oiseaux bekannt. Sein Stil ist unter vielen leicht erkennbar, da er unentwegt zwischen orchestraler Sachlichkeit und einer leicht verrückten Form jongliert und dies mit Dissonanzen und ungewöhnlichen Klangfarben zum Ausdruck bringt. Auf die Initiative eines künstlerischen Leiters der Warner hin, Jean-Claude Desmarty, lernten sich Vannier und Gainsbourg im Dezember 1968 in London kennen. Vannier ist zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt, Gainsbourg 41. Sehr bald „testet“ Letzterer das junge Wunderkind mit dem Soundtrack für Robert Benayouns Film Paris n’existe pas, und nach diesem gelungenen Versuch arbeiten sie Chansons für France Gall und Jane Birkin aus (insbesondere für die Herausgabe des Albums Di Doo Dah im Jahre 1973) und Soundtracks wie etwa Slogan, den Film von Pierre Grimblat, bei dessen Dreharbeiten Gainsbourg Birkin kennenlernt (1969).

Neben Soundtracks und Musik für Werbefilme, für die sie zu zweit komponieren, ist auch der großartige Film von Pierre Granier-Deferre mit Jean Gabin (1970) zu erwähnen: Der Erbarmungslose. Aufgrund dramatischer Intensität und ganz bestimmter Klangfarben im Orchester (insbesondere durch die teilweise arabisch klingenden Streicher) sehen manche Leute in diesem Soundtrack etwas Finsteres und Wildes, und damit eine Keimzelle für Melody Nelson. Um dieselbe avantgardistische Idee handelt es sich beim Werbespot für Martini aus dem Jahre 1970, an den sich die Fans von Gainsbourg vielleicht noch erinnern. Jener enthält Ansätze für das Motiv des Walzers Valse de Melody.

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