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Als jemand, der Waxahatchee als Phänomen nun mehr seit "Cerulean Salt" verfolgt, kommt es mir so vor, als würde nicht genug gewürdigt werden, was für eine absolute Transformation diese Frau durchgemacht hat. Ihre Musik war immer relativ gut, weil sie das Ding mit Atmosphäre sehr drauf hat. Aber irgendwann ist ein Knoten geplatzt und sie ist von zerbrechlichem Sadgirl-Indie für herbstliche Pinterest-Boards zu einer der magnetischsten Sängerinnen der Gegenwart geworden.
Nein, nicht irgendwann, der Punkt kann recht konkret benannt war. "Saint Cloud", ihr spätes Durchbruchsalbum. Im Interview wundert sie sich noch, wieso das eigentlich im Nachhinein so sehr das Narrativ der Nüchternheit aufgedrückt bekommen hat. Die wahre Emanzipation in diesem modernen Klassiker war eindeutig die Hinwendung zu den gottverdammten Banjos. Country und Americana wirken bei Waxahatchee Wunder, und es lässt sich mutmaßen, ob es eine ehrlichere Orientierung an Idolen wie Lucinda Williams oder eine generelle Reifung ist. Aber auch auf "Tigers Blood" performt sie mit dem Hunger eines Rookies und der Erfahrung eines Veterans gleichzeitig. Vor allem scheint sie mit diesem Alben absolut bei der endgültigen Sicherheit angekommen, das ihre eigene gelebte Erfahrung zu einhundert Prozent erzählenswert ist.
"Take it easy, honey / Catch me toeing the line / Lost in a role I play / Stuck in a video game / Armed with a safety pin / Overly confident" singt sie zum Beispiel auf "Bored" - und es ist nicht ganz klar, ob sie gerade seziert oder schwelgt. Das Schöne ist: Es muss nicht entschieden werden. "Tigers Blood" ist ein Album des Tragikkomischen, es geht ins ländliche Amerika, ins Aufwachsen. Tigers Blood, so ließ ich mir erklären, ist auch eine Art amerikanische Süßigkeit, die man dort als Kind bekommt, die sich meinen europäischen Ohren aber sofort versperrt.
Und dann singt sie diese Sprachbilder, die einem ins Jochbein treten. "It plays on my mind, how the time passing covers you like a friend" konkludiert sie den Refrain des Killerintros, noch mal bitte, tiefer schneidend: "It plays on my mind, how the time passing holds you like pocket change". Fazit: "If you're not living, then you're dying / A lightning bolt, horrifying / Unsuspecting sky, all my life", singt sie. Das sind Lyrics, die durchaus auf einer alten Single wie "Recite Remorse" hätten landen können, wenn sie auch vielleicht an Präzision zugenommen haben. Aber sie hätte es damals nie so gesungen wie jetzt. Sie singt, als würde sie die einschneidende Erkenntnis genießen, als mache ihr dieser auf texanische Highways übermalte Existenzialismus nostalgische Freude. Sie singt wie jemand, der sich über diese Dinge schon so viel Gedanken gemacht hat. Wie jemand, der nach dreißig Jahren Buckeln auf ein "wie gehts?" mit einem mystisch-jovial-fröhlichen "ja, muss, ne?" antwortet.
Man könnte sich leicht in den Lyrics zu diesem Album verlieren, aber genauso einfach ist es, ihnen nicht zuzuhören. Dieses Album klingt wundervoll. Es klingt so warm, wie der Tag an dem "Lone Star Lake", den sie besingt. Die Grooves gehen im Trab, das Album empfindet wenig Notwendigkeit zum Melodram oder zur Slow Jam. Aber dieser Trab klingt unwiderstehlich, stimmungsvoll. Roadtrip-Musik.
Vielleicht könnte man ihr vorwerfen, dass dieser intensivierte Country-Americana-Sound gerade trendig ist, dennoch ist schön, wie anschlussfähig und poppig diese Songs klingen: Die Refrains auf "3 Sisters", "The Wolves" oder der romantische Optimismus von "Right Back To It". Für so viel Eingängigkeit muss dieses Album keinen einzigen Kompromiss eingehen. Es kann einfach alles davon haben.
Vielleicht wird "Tigers Blood" ein wenig im Windschatten von "Saint Cloud" stehen, weil es keine Story, kein Narrativ gibt, unter dem man es subsummieren kann. Die Großartigkeit dieses Albums liegt schlicht in der Form, in die sich Waxahatchee in den letzten Jahren hochgearbeitet hat. Aber vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig, darüber mit gusto sprechen zu können. Es wird Frühling, die Tage mit blauen Himmel häufen sich. Packt ein paar Freunde in ein Auto, fahrt an den nächsten See, an dem ihr noch nie wart und packt dieses Album aufs Aux, während ihr fahrt. Ihr werdet es mir danken.
© Laut
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
2024 Anti 2024 Anti
Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - MJ Lenderman, FeaturedArtist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
2024 Anti 2024 Anti
Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer, Engineer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Mario Ramirez, Engineer - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
2024 Anti 2024 Anti
Emily Lazar, MasteringEngineer - Brad Cook, Producer - Waxahatchee, MainArtist - Katie Crutchfield, Composer, Lyricist - Gerardo “Jerry” Ordóñez, Mixer, Engineer - Kathryn Crutchfield (BMI), MusicPublisher - Natalia Chernitsky, AssistantRecordingEngineer
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Albumbeschreibung
Als jemand, der Waxahatchee als Phänomen nun mehr seit "Cerulean Salt" verfolgt, kommt es mir so vor, als würde nicht genug gewürdigt werden, was für eine absolute Transformation diese Frau durchgemacht hat. Ihre Musik war immer relativ gut, weil sie das Ding mit Atmosphäre sehr drauf hat. Aber irgendwann ist ein Knoten geplatzt und sie ist von zerbrechlichem Sadgirl-Indie für herbstliche Pinterest-Boards zu einer der magnetischsten Sängerinnen der Gegenwart geworden.
Nein, nicht irgendwann, der Punkt kann recht konkret benannt war. "Saint Cloud", ihr spätes Durchbruchsalbum. Im Interview wundert sie sich noch, wieso das eigentlich im Nachhinein so sehr das Narrativ der Nüchternheit aufgedrückt bekommen hat. Die wahre Emanzipation in diesem modernen Klassiker war eindeutig die Hinwendung zu den gottverdammten Banjos. Country und Americana wirken bei Waxahatchee Wunder, und es lässt sich mutmaßen, ob es eine ehrlichere Orientierung an Idolen wie Lucinda Williams oder eine generelle Reifung ist. Aber auch auf "Tigers Blood" performt sie mit dem Hunger eines Rookies und der Erfahrung eines Veterans gleichzeitig. Vor allem scheint sie mit diesem Alben absolut bei der endgültigen Sicherheit angekommen, das ihre eigene gelebte Erfahrung zu einhundert Prozent erzählenswert ist.
"Take it easy, honey / Catch me toeing the line / Lost in a role I play / Stuck in a video game / Armed with a safety pin / Overly confident" singt sie zum Beispiel auf "Bored" - und es ist nicht ganz klar, ob sie gerade seziert oder schwelgt. Das Schöne ist: Es muss nicht entschieden werden. "Tigers Blood" ist ein Album des Tragikkomischen, es geht ins ländliche Amerika, ins Aufwachsen. Tigers Blood, so ließ ich mir erklären, ist auch eine Art amerikanische Süßigkeit, die man dort als Kind bekommt, die sich meinen europäischen Ohren aber sofort versperrt.
Und dann singt sie diese Sprachbilder, die einem ins Jochbein treten. "It plays on my mind, how the time passing covers you like a friend" konkludiert sie den Refrain des Killerintros, noch mal bitte, tiefer schneidend: "It plays on my mind, how the time passing holds you like pocket change". Fazit: "If you're not living, then you're dying / A lightning bolt, horrifying / Unsuspecting sky, all my life", singt sie. Das sind Lyrics, die durchaus auf einer alten Single wie "Recite Remorse" hätten landen können, wenn sie auch vielleicht an Präzision zugenommen haben. Aber sie hätte es damals nie so gesungen wie jetzt. Sie singt, als würde sie die einschneidende Erkenntnis genießen, als mache ihr dieser auf texanische Highways übermalte Existenzialismus nostalgische Freude. Sie singt wie jemand, der sich über diese Dinge schon so viel Gedanken gemacht hat. Wie jemand, der nach dreißig Jahren Buckeln auf ein "wie gehts?" mit einem mystisch-jovial-fröhlichen "ja, muss, ne?" antwortet.
Man könnte sich leicht in den Lyrics zu diesem Album verlieren, aber genauso einfach ist es, ihnen nicht zuzuhören. Dieses Album klingt wundervoll. Es klingt so warm, wie der Tag an dem "Lone Star Lake", den sie besingt. Die Grooves gehen im Trab, das Album empfindet wenig Notwendigkeit zum Melodram oder zur Slow Jam. Aber dieser Trab klingt unwiderstehlich, stimmungsvoll. Roadtrip-Musik.
Vielleicht könnte man ihr vorwerfen, dass dieser intensivierte Country-Americana-Sound gerade trendig ist, dennoch ist schön, wie anschlussfähig und poppig diese Songs klingen: Die Refrains auf "3 Sisters", "The Wolves" oder der romantische Optimismus von "Right Back To It". Für so viel Eingängigkeit muss dieses Album keinen einzigen Kompromiss eingehen. Es kann einfach alles davon haben.
Vielleicht wird "Tigers Blood" ein wenig im Windschatten von "Saint Cloud" stehen, weil es keine Story, kein Narrativ gibt, unter dem man es subsummieren kann. Die Großartigkeit dieses Albums liegt schlicht in der Form, in die sich Waxahatchee in den letzten Jahren hochgearbeitet hat. Aber vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig, darüber mit gusto sprechen zu können. Es wird Frühling, die Tage mit blauen Himmel häufen sich. Packt ein paar Freunde in ein Auto, fahrt an den nächsten See, an dem ihr noch nie wart und packt dieses Album aufs Aux, während ihr fahrt. Ihr werdet es mir danken.
© Laut
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 12 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 00:42:46
- Künstler: Waxahatchee
- Komponist: Waxahatchee
- Label: Anti - Epitaph
- Genre: Blues/Country/Folk Folk
2024 Anti 2024 Anti
Auszeichnungen:
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