Channels Of Energy

Albumbeschreibung

Ein halbes Jahr nach dem Vorgängeralbum „Bad Hombre“ kommt Antonio Sanchez mit dem nächsten Streich. Zwischen den Aufnahmen lagen gerade mal zwei Monate, zwischen den Konzepten scheinen Welten zu liegen. „Bad Hombre“, wo der aus Mexiko stammende, aber längst in New York lebende Drummer seinem Zorn über Trumps Einwanderungspolitik Luft machte, produzierte er im Heimstudio als zehnteiliges Werk für Schlagzeug solo und elektronische Sounds. Umso größer der Rahmen, in dem er sich jetzt präsentiert. „Ich habe schon immer gern in wechselndem Kontext und mit unterschiedlichen Instrumentierungen gespielt“, sagt er und denkt dabei nicht nur an seine Arbeit bei Größen wie Pat Metheny, Michael Brecker, Chick Corea oder Gary Burton, sondern ebenso an die hochkarätigen Line-ups seiner eigenen Band Migration. „Das Einzige, was ich nicht so oft realisieren konnte, wie ich gern gewollt hätte, war, in einer Big Band zu spielen.“ Bei der WDR Big Band bekam er jetzt Gelegenheit dazu.
Sanchez als Solist und Komponist, die Kölner als Klangkörper, Gastdirigent Vince Mendoza als Arrangeur – jeder für sich Weltklasse, jeder mehrfach Grammy-gepriesen –, das ergibt ein Stelldichein der Superlative. Sanchez bringt lauter Stücke mit, die er in kleinerem Format schon auf den Alben „New Life“, „Three Times Three“ und „The Meridian Suite“ vorstellte. Unter Mendozas Händen aber erklingen sie neu und erstrahlen in zuvor ungehörten Farben. Gestaffelte Bläsersätze in fein abgestuften Valeurs dienen nicht nur als Plattform für Solisten wie Karolina Strassmayer (Altsaxofon), Paul Heller (Tenorsaxofon), Shannon Barnett (Posaune) oder Paul Shigihara (Gitarre), sie geben der Musik Tiefe, Transparenz und orchestralen Glanz. Und hegen Sanchez’ Soloeinlagen ein, auf dass einer der angesagtesten Drummer von heute nicht den bemerkenswerten Komponisten Sanchez an die Wand spiele.

© Klostermann, Berthold / www.fonoforum.de