Blues & Bach - the Music of John Lewis

Albumbeschreibung

Der Pianist Enrico Pieranunzi, eine der wichtigsten Figuren des europäischen Jazz, war in seinen Anfängen ein eleganter Schüler von Bill Evans und ein gefragter Partner der größten amerikanischen Musiker, die in Italien gastierten (von Chet Baker bis Lee Konitz). Im Laufe der Jahre und der Alben (über 80 seit seinem Debüt als Bandleader 1975) hat er einen persönlichen Stil entwickelt, der zugleich anspruchsvoll und einfallsreich ist und sich stets einem berauschenden Swing und der melodischen Verführung hingibt. Pieranunzi, der sich in den verschiedensten Orchester-Formationen zu Hause fühlt (mit einer kleinen Vorliebe für das Trio), hat sich darauf spezialisiert, Alben um die großen Figuren seines persönlichen Pantheons herum zu konzipieren. Natürlich hat er sich dafür die berühmtesten Jazzmusiker ausgesucht (vgl. Infant Eyes, das die Welt von Wayne Shorter erkundet, oder Dukes's Dream, das dem großen Ellington gewidmet ist), aber auch Filmkomponisten (von Morricone bis Nino Rota) und ehrwürdige Meister der westlichen klassischen Musik (Scarlatti, Bach, Händel, Martinu...).

Dieses neue Projekt ist unbestreitbar Teil seiner Bewegung und schlägt gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe, da es so konzipiert ist, alles zu beleuchten, was die Musik von John Lewis (Pianist und Komponist, 1952 Mitbegründer des legendären Modern Jazz Quartet) Johann Sebastian Bach zu verdanken hat. Unter der Leitung von Michele Corcella (der auch die Orchestrierungen übernommen hat) und begleitet vom Orchestra Fimarmonica Italiana, nimmt Pieranunzi mit seinem Trio (Luca Bulgarelli und Mauro Beggio) die großen Themen von Lewis (Django, Vendôme, Autumn in New York...) in den feinsten Neuinterpretationen auf, die sowohl auf neuen Ideen als auch auf Einflüssen anderer Welten basieren. Die Arrangements, die die Möglichkeiten eines Orchesters mit einem Bläser- und einem Streichquintett ausschöpfen, verlassen meist die barocke Bach-Grammatik und begeben sich stattdessen in postromantische Stimmungen mit zarten und gerne auch sentimentalen Farben, in denen Pieranunzis impressionistisches Klavier seine modernistische Distanzierung voll zum Ausdruck bringen kann. Ein ganz besonders feinfühliges und kunstvolles Projekt! © Stéphane Ollivier/Qobuz